Was wir da auf dem Foto sehen, ist eine junge Frau die herzlich lacht, vielleicht, weil sie sich etwas Schönes gegönnt hat, was ihr Freude bereitet. Aber was genau sehen wir im Detail?

Die echte Freude

Wir sehen auf diesem Bild die limbisch ausgelöste Freude. Wissenschaftlich betrachtet unterscheidet man in zwei verschiedene Formen der Freude. Man trennt zwischen der limbisch ausgelösten Freude und der motorisch ausgelösten Freude, auch „das Höflichkeitslächeln“ genannt. Die limbisch ausgelöste Freude wird direkt von unserem Gehirn an unsere Muskulatur im Gesicht weitergegeben, ohne, dass wir es bewusst steuern können. Dabei kontrahiert der große Augenringmuskel (M. orbicularis oculi) (Ekman, Davidson, & Friesen, 1990).

Die junge Frau auf dem Bild zeigt mit ihrem Zeigefinger und ihrem Daumen, wo der Augenringmuskel liegt. Es entsteht eine sogenannte Mikroexpression. Mikroexpressionen sind sehr schnelle, unwillentliche und emotional ausgelöste Gesichtsausdrücke (Keltner & Cordaro, 2017). Wir können nicht beeinflussen, ob wir die Emotion zeigen oder nicht. Zwar können wir unsere Freude unterdrücken, allerdings sieht man die Wahrheit für ca. 40 bis 100 Millisekunden immer in der Mimik. Die Wahrheit steht uns also wortwörtlich ins Gesicht geschrieben.

Die unechte Freude

Bei der motorisch ausgelösten Freude ziehen wir in der Regel die Mundwinkel nach oben und kneifen leicht die Augen zusammen. Wir lächeln höflich, weil es unsere Umgebung in dem Moment, warum auch immer, von uns erwartet. Wir alle kennen es, wenn wir einen Witz erzählt bekommen der mehr so lala ist und wir dann lächeln, um aus Höflichkeit gegenüber den Erzählenden, weil wir ihn mögen, nicht bloßzustellen. Anders ist es, wenn jemand einen sehr lustigen Witz erzählt, dann können schon mal die Tränen dabei in die Augen schießen. Das sind die zwei unterschiedlichen Formen der Emotion Freude: die emotional ausgelöste Freude und das bewusst gezeigte Höflichkeitslächeln.

Aber wofür ist die Emotion Freude eigentlich da und warum ist sie im täglichen Leben so wichtig? Laut den wissenschaftlichen Ergebnissen (Eilert, 2013 / Campos et al., 2013 / Sharoth, De Martino, et al., 2009 / Sharot, Shiner, et al., 2009 / Roseman, 2008) ist die emotionale Freude entweder durch eine Zielerreichung, einer Wunscherfüllung oder einer Bedürfnisbefriedigung ausgelöst.

Soziale Freude

Die unechte (motorisch ausgelöste) Freude

Wofür ist die Emotion Freude da?

Die Emotion Freude ist also unter anderem dafür verantwortlich, dass wir uns im Leben auch mal etwas für uns persönlich gönnen. Zum Beispiel können wir uns persönlich einen Wunsch erfüllen, wie ein neues paar Schuhe oder einem neuen Handy. Außerdem können wir durch einen Spaziergang allein im Park oder Wald das Bedürfnis nach Ruhe erfüllen. Zudem hilft uns die Emotion Freude auch dabei ein Ziel zu erreichen. Das Ziel kann zum Beispiel der Besitz eines Segel- oder Bootsführerscheins sein. Wenn Sie das viele lernen und die Abschlussprüfung in Kauf nehmen, dann hilft Ihnen die Vorfreude dabei dranzubleiben und das Ziel zu erreichen. Natürlich freuen wir uns auch für andere, wenn sich zum Beispiel gute Freunde einen Wunsch erfüllen oder aber ein Ziel erreichen. Die Emotion Freude ist also aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und wichtig für das tägliche Miteinander, sowie dafür, sich auch mal selbst für etwas zu belohnen.

 

Die Wissenschaft hinter der Freude

Die Wissenschaft hat zudem rausgefunden, dass Emotionen, egal welche, immer aus einem Dreiklang bestehen: dem Auslöser, auch Trigger genannt, die Funktion und dem Bedürfnis. Was die Auslöser der Emotion Freude sein können, das haben Sie bereits erfahren. Fehlt also noch die Funktion, sowie das Bedürfnis der Emotion Freude.

 

Die evolutionäre Kompetenz von Freude

Die Funktion der Freude ist die Zukunftsmotivation und Kooperation (Rathschlag & Memmert, 2013). Durch Freude signalisiert uns unser Gegenüber, dass er mit uns kooperieren will und das möglichst auf Augenhöhe – nämlich kooperativ. Diese Erkenntnis ist auch im beruflichen Alltag wichtig, wenn ich beispielsweise in meinem Beruf Menschen glücklich machen möchte – das kann ich als Verkäufer oder auch als Friseur tun. Zu erkennen, ob mein Kunde oder Gast wirklich glücklich ist, hilft mir dabei meine Weiterempfehlungsquote zu erhöhen. Denn wenn mein Kunde oder Gast glücklich ist und ich als Verkäufer oder Friseur einen Wunsch oder ein Bedürfnis erfüllt habe, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich auch weiterempfohlen werde. Wenn Sie also fragen, ob Ihr Kunde oder Gast glücklich mit Ihrer Leistung ist und die Antwort ist „ja“ in Verbindung mit der Freude, dann stellen Sie die Frage nach der Weiterempfehlung. Diese Frage kann dazu beitragen, dass Sie sowohl mehr Onlinebewertungen als auch persönliche Empfehlungen bekommen. Die Emotion Freude hilft Ihnen dabei dies zu erkennen und die Weiterempfehlung dann auch zum richtigen Zeitpunkt einzufordern.

 

Die Emotion Freude in der Mitarbeiterführung

Auch als Führungskraft hilft Ihnen die Emotion Freude zu erkennen. Zum Beispiel erkennen Sie dadurch, ob sich ein Mitarbeiter über eine Beförderung wirklich freut oder nicht. Die Frage dabei ist dann immer, warum sich zum Beispiel der Mitarbeiter jetzt nicht über die Beförderung freut. Eventuell hat diese oder dieser Bedenken oder andere emotionale Gründe warum die Beförderung nicht das richtige für ihn ist. Das zu erkennen, hilft Ihnen dabei mögliche Fehlbesetzungen, bei denen sich Ihr Mitarbeiter nicht wohl fühlt, zu vermeiden. Somit schützen Sie zum einen die Mitarbeiter, aber auch das Unternehmen. Denn in einem Unternehmen sind in der Regel Fluktuationskosten immer vorhanden, können aber dadurch erheblich minimiert werden.

 

Was ist das Bedürfnis der Emotion Freude

Zu guter Letzt kommt das Bedürfnis der Emotion Freude: Leichtigkeit (Sharot et al., 2012). Auch das kennen wir: wenn wir wirklich fröhlich und glücklich sind, dann fühlt es sich frei und leicht an, einfach zufrieden und rundum sorglos! Das Bedürfnis der Emotion Freude hilft uns dabei, dass wir uns bei allem Stress im täglichen Leben auch frei und sorglos fühlen können – so wir denn Gründe für die Emotion Freude haben. Wenn Sie im Alltag denken, dass Sie zu wenig Gründe für Freude haben, dann stellen Sie sich doch einmal die Frage, wem Sie selbst zum Beispiel im Alltag eine Freude machen können und tun dies einfach. Denn jemand anderem eine Freude zu bereiten, hilft dabei, sofern diese Geste wirklich ehrlich gemeint ist, auch selbst Freude zu spüren. Oder aber belohnen Sie sich im Alltag einfach bewusster und spüren dadurch auch bewusster die Emotion Freude. Oftmals belohnen wir uns mit Käufen oder auch mit Süßigkeiten, allerdings tun wir dieses nicht unbedingt bewusst. Wenn Sie sich allerdings bewusst belohnen – beispielsweise für eine harte Woche – und dabei auf die Emotion Freude achten, so spüren Sie diese auch stärker. Ein anderes Beispiel kann sein, dass Sie an einem See sitzen und einfach die großartige Aussicht genießen und sich darüber bewusster freuen oder sogar Ehrfurcht spüren.

 

Sie sollten sich mal was gönnen

Wann haben Sie sich das letzte Mal etwas bewusst gegönnt und haben sich dadurch selber belohnt? Wenn es bereits längere Zeit her ist, dann nehmen Sie sich die Zeit für sich selbst und gönnen Sie sich einfach mal etwas. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie sich durch etwas belohnen, was Sie gekauft haben oder ob Sie sich zum Beispiel mit einem schönen Spaziergang und etwas Zeit für sich persönlich belohnen – die Hauptsache ist, Sie tun es und denken auch einmal an sich. Die Emotion Freude hilft Ihnen dabei diese Momente noch stärker zu genießen.